Dem Täter auf der Spur – ein Praxisbeitrag

@JuliaWerle

Herzlich Willkommen im neuen Jahr(zehnt).
Ich hoffe ihr seid alle fröhlich ins neue Jahr gestartet und hattet wundervolle Weihnachtsferien.
Ich hatte einen fulminanten Jahreswechsel, da ich seit Anfang der Woche als Schulleitung an meine neue Schule gewechselt bin. Was für ein Abenteuer!!!
Passend zum Schulstart gibt es heute für Euch eine Praxisidee der lieben Julia Werle. Über Instragram tauschten wir uns aus und sie war sofort bereit ihre wunderbare Idee auch hier zu teilen.
Lest Euch gerne durch, was sie in diesem Gastartikel schreibt.

Dem Täter auf der Spur ist ein Spiel zur Förderung rechtschriftlicher Fähigkeiten unter besonderer Berücksichtigung der Rechtschreibstrategien.
Rechtschreibung genießt seit einigen Jahren wieder vermehrt soziales Ansehen.
Gemessen an der Rechtschreibfähigkeit werden auch einige Rückschlüsse, nicht zuletzt die auf Begabung und Höhe des Schulabschlusses, gezogen. Da im Zuge dessen vor allem aber
auch die Qualität des Unterrichts zur Sprache kommt, wird der Rechtschreibunterricht in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus gerückt (vgl. Spiegel 2014, 7).
Mein Beitrag zeigt ein konkretes Beispiel, wie die rechtschriftlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler spielerisch und thematisch eingebettet gefördert werden können.
Bevor das Spiel an sich erklärt wird, sollte der didaktische Hintergrund noch kurz geklärt
werden, der hier eindeutig unter dem Begriff „Rechtschreibstrategien“ zusammengefasst
werden kann.
Eine Strategie ist „ein planendes (mentales) Vorgehen auf ein angestrebtes
Ziel hin“ (Ossner 2014, 98). Dabei sollte stets die zweifache Wissensperspektive der
Strategie bedacht werden, sodass der Unterschied zur Regel klar wird.
Der Unterschied besteht bei der Strategie darin, „dass man das Regelwissen auf ein Minimum reduziert und versucht, stattdessen die Denkbewegungen einzuüben, die der Anwendung der Regel zugrunde liegen“ (Mann 2010, 25). Grundsätzlich wird, basierend auf den geltenden orthografischen Prinzipien, zwischen dem Mitsprechen, Ableiten und Einprägen unterschieden, wie auch den Bildungsstandards für das Fach Deutsch der Primarstufe zu entnehmen ist. Je nach Konzeption können diese Strategien erweitert bzw. ausdifferenziert werden. Auch in dem konzipierten Spiel wird ein ausdifferenzierter Fundus an Strategien angesprochen, welcher den FRESCH-Strategien ähnelt.
Spielerklärung:
Das Spiel besteht aus einem Spielfeld, den Spielkarten und der Spieleranzahl entsprechend vielen Spielsteinen. Thematisch eingebettet ist das Spiel in ein Detektivszenario, in dem die
Schülerinnen und Schüler als kleine Detektive fungieren und einen Dieb verfolgen. Konzipiert wurde das Spiel für eine Kleingruppenförderung. Es wurde in die Thematik der vorherigen Stunden eingebettet. Die Schülerinnen und Schüler konnten nun also den Dieb fangen, dem sie schon mehrere Stunden auf der Spur waren. Natürlich kann das Spiel auch unabhängig eingesetzt werden. Die Spieleranzahl ist ebenso wenig festgeschrieben, es kann sowohl alleine als auch innerhalb einer Gruppe gespielt werden. Der Spieleranzahl entsprechend müssen dann die Spielsteine vorhanden sein. Die Spielfelder sind in Form von Fußabdrücken gestaltet, um ebenfalls die Thematik hervorzuheben. Auch diese Anzahl kann je nach Leistungsstand und Geschmack variiert werden. Wie auf dem Bild zu sehen, gibt es sechs verschieden gefärbte Spielfelder. Die Farben grün, pink, blau und gelb beziehen sich jeweils auf die Aktionskarten. Der rote Fußabdruck ermöglicht es den Kindern, ohne Bearbeitung weiterzuziehen. Dies ist gerade im Hinblick auf schwächere Schülerinnen und Schülern sinnvoll, da sie dadurch ein sicheres Erfolgserlebnis verspüren können, das nicht an eine Antwort gebunden ist. Entsprechend wurden schwarze Fußabdrücke aufgenommen, die die Kinder dazu anhalten, eine Runde auszusetzen.
Dies lockert das Spiel auf und fordert die Kinder zu Geduld auf. Die vier anderen Farben beziehen sich auf die Strategien.
Bei einer grünen Karte sollen die Kinder entsprechend der Mitsprechstrategie ein Wort in
Silben gegliedert sprechen, bei pink wird die Strategie des Ableitens bei der Umlautung
benötigt, bei gelb benötigen die Kinder die Strategie des Verlängerns aufgrund der
Auslautverhärtung und bei blau werden die Schülerinnen und Schüler zum Buchstabieren
aufgefordert, was letztlich das Einprägen beinhaltet.
Der Ablauf des Spiels ist recht simpel.
Ein Kind startet, zieht entsprechend der Farbe des Feldes auf dem es sich befindet eine Karte und löst die Aufgabe. Hat es die Aufgabe korrekt gelöst, darf es weiterziehen.
War die Antwort nicht richtig, darf das Kind nicht vorrücken.
Denkbar wäre auch eine Umsetzung mit dem Würfel, sodass die Kinder nicht
zwingend alle Felder bearbeiten müssen. Dies sollte von der jeweiligen Gruppe abhängig
gemacht werden. Die Aufträge auf den Karten können ebenfalls thematisch eingebettet sein, um die Motivation der Kinder zu steigern. Exemplarisch nenne ich hier gerne einige Aufträge:
Grün:
Bei einem Diebstahl muss alles genau dokumentiert werden.
Lies dem Polizisten ganz langsam und deutlich vor, was geklaut wurde!

Es ist ein Bild einer Halskette zu sehen.
Pink:
Vervollständige den Steckbrief des Täters!
Er hat nicht mehr alle _ in seinem Mund.
Die Schülerinnen und Schüler sehen das Bild des Täters mit vielen Zahnlücken. Dementsprechend sollen sie den Lückentext ausfüllen.
Gelb:
Beeil dich, der Dieb war schnell! Er ist schon hinter dem ___.
Die Schülerinnen und Schüler sehen ein Bild von einem Berg. Die Strategie des
Verlängerns hilft ihnen bei der Auslautverhärtung.
Blau:
Sieh genau hin! Was erkennst du auf dem Bild? Buchstabiere das Wort, damit der
Polizist mitschreiben kann.

Die Schülerinnen und Schüler sehen einen Fußabdruck.

Dieses Spiel bietet diverse Differenzierungsmöglichkeiten.
Natürlich kann hinsichtlich der Anzahl der Felder, der Strategien und der Vorgehensweise, sprich mit oder ohne Würfel, differenziert werden.
In der konkreten Umsetzung konnten die Kinder bei Problemen auch auf ihren Strategiefächer zurückgreifen, was ebenfalls unterstützend wirkte.
Der Fächer enthielt alle behandelten Strategien mit Erläuterungen und war thematisch angepasst als Lupe gestaltet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Spiel bereits durch die Thematik hohen
Aufforderungscharakter hat. Für die Lehrperson ist es mit wenigen Mitteln herzustellen und für die Kinder selbsterklärend, sodass es ohne große Hilfe gespielt werden kann.
Es eignet sich für fast jede Gruppe, da es eben an alle Kinder individuell angepasst werden kann und so spezielle Förderbereiche abdeckt. Der Einsatz ist in einer Einzelförderung,
Kleingruppenförderung oder auch als Freiarbeitsmaterial im Unterricht denkbar.
Natürlich kann die Idee des Spiels auf andere Inhalte übertragen werden. Es handelt sich hier um ein Spiel, das die Individualität jedes Kindes anspricht und mithilfe einer
thematischen Einbettung „ganz nebenbei“ unterrichtliche Inhalte fördert.

Literaturverzeichnis:
* Mann, Christine (2010): Strategiebasiertes Rechtschreiblernen. Selbstbestimmter Orthografieunterricht von Klasse 1-9. Weinheim, Basel: Beltz Verlag. S.10-98.
* Ossner, Jakob (22014): Strategien im Rechtschreibunterricht kennen und anwenden. In: Abraham, Ulf; Knopf, Julia (Hrsg.): Deutsch – Didaktik für die Grundschule. Berlin: Cornelsen Scriptor. S. 97-111.
* Spiegel, Ute (2014): Mit Rechtschreibstrategien richtig schreiben lernen. Seelze: Friedrich Verlag.

Ein Kommentar zu „Dem Täter auf der Spur – ein Praxisbeitrag

  1. Liebe Frau Fröhlilch, ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr und v.a. gutes Gelingen mit Ihren neuen Aufgaben und Herusforderungen.#

    Heute habe ich den u.s. Beitrag erhalten. Mich würde das Spiel sehr interessieren, konnte aber nicht finden, wo man es herunterladen kann. Können Sie mir weiterhelfen? Vielen Dank im Voraus für Ihre Mühe. Meine Emailadresse lautet: haug.k@web.de.

    Mit freundlichen Grüßen Katja Haug

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